Coaching Corner 1

Wie frau weiß, dass sie sich die „richtigen“ Ziele gesetzt hat

von Stefanie Söhnchen

Ob am Anfang eines neuen Mentorings oder auch eines neuen Jahres: Das Thema „Wie identifiziere ich die richtigen Ziele für mich?“ ist ganz weit oben auf der Fragenliste in meinen Mentoring- und Lifecoaching-Sessions.

Das liegt unter andrem daran, dass wir zwar scheinbar intuitiv wissen, dass aufgeschriebene, ausformulierte Ziele unseren Erfolg sichern. Aber gleichzeitig lernen wir nur in den seltensten Fällen schon von Kindesbeinen an, wie das funktionieren soll.

Also stehen wir da mit der Idee „Ich brauche jetzt Ziele“ und dem gleichzeitigen Überangebot an Möglichkeiten. Dann schreiben wir vorsichtig das ein oder andere auf, sehen uns die Liste an und sind weiter verunsichert. 

Warum?

Das hat vielschichtige Gründe. Einer ist, dass uns Methoden fehlen, Ziele zu identifizieren, die durch die ganzen Schichten an Selbst- und Fremdzensur hindurchbrechen.

Natürlich sind diese Methoden nicht auf eine Frage oder eine Facette runterzubrechen, aber manchmal können uns Vereinfachungen wie die folgende helfen, einen Anfang „aufzudröseln“:

Eine Mentee von mir zeigte mir vor kurzem ihre Jahresziele für 2021. Eine Sprache lernen und jeden Tag dafür üben. Jeden Tag Sport machen und meditieren. Jede Woche die Familie anrufen. All das stand auf ihrer Liste und noch viel mehr.

Ich stelle hier immer die Gretchenfrage, mit der frau ganz leicht feststellen kann, ob die Zielliste vor ihr final ist oder nicht: „Wenn du dir jetzt deine Liste anguckst, denkst du dann: Wenn ich genau diese Dinge schaffe, dann war es rückblickend das beste Jahr meines Lebens?“

Die Antwort meiner Mentee lautete „Nein.“ Und da mögen Ziele noch so sehr nach der SMART-Methode hergeleitet sein, messbar und erreichbar sein, aber wenn einem dabei nicht das Herz aufgeht, zwängt frau sich selbst stattdessen in ein Hamsterrad.

Ich nenne das liebevoll die „Soll-Seite“. Die „Soll-Seite“ ist die Stimme in uns, die uns ganz viele Dinge auf den Zettel schreibt, weil wir sie tun sollten. 

Weil wir es von uns erwarten, um beispielsweise „produktiv“ zu sein. Oder meinen so „sinnvoll“ mit unserer Zeit umzugehen. Die „Soll-Seite“ ist ein Carpe Diem! – mit Ausrufezeichen und Peitsche.

Und die „Soll-Seite“ ist auch unsere „Cover my Ass“-Strategie vor uns selbst. Denn wenn wir all die Sachen von unserer Soll-Ziel-ToDo-Liste brav abarbeiten, dann können weder wir selbst noch andere uns hinterher einen Vorwurf machen.

Wirklich erfüllend ist das dann aber nicht.

Dem gegenüber steht dann die Frage: „Bei welchem Ziel schlägt dein Herz höher, wenn du es aufgeschrieben siehst?“

Und da kamen dann plötzlich ganz andere Punkte zur Sprache. Punkte, die viel mehr mit intrinsischer Motivation zu tun haben, als die „Soll-Seite“ durch Disziplin mühsam aufbringen kann.

Diese Ziele müssen dann nicht gleich ins „Einhornland“ abdriften (auch, wenn sie es dürfen). Aber wenn sie für uns den Effekt von „Mensch, wenn ich das umsetze, dann habe ich das Gefühl, das war das beste Jahr überhaupt“, kommen wir erfahrungsmäßig große Schritte weiter. 

Außerdem kann auch etwas, das für andere wie ein Soll-Ziel aussieht, in Wirklichkeit ein „Herz-Hoch-Ziel“ sein. So bringt das Erlernen der neuen Sprache meine Mentee ihren Wurzeln näher und kann ich mit einem Gefühl der Orientierung und mit Heimweh helfen. 

Diese Perspektive beantwortet jetzt noch nicht, wie ich zu meiner Liste an Zielen komme – dazu gern an anderer Stelle mehr. Aber dafür schon ein Stück, wie ich weiß, ob ich die richtigen Ziele im Blick habe. 

Welche Aspekte von Ziele finden, setzen und erreichen interessiert dich besonders und warum?

Stefanie Söhnchen

Stefanie Söhnchen ist Lifecoach mit Female Empowerment Schwerpunkt und steht seit Jahren ambitionierten Frauen (und Männern) bei Karriere- und Lebensfragen zur Seite. In der „femMit Coaching Corner“ teilt sie einzelne Fragen und Einblicke aus dieser Arbeit.

Stefanie war selbst Mentee in vielen Programmen, hat verschiedene Coaching- und Therapieansätze ausprobiert und ist zusätzlich zertifizierte Yoga-Lehrerin. Aus all diesen Bereichen zieht sie bei ihrer Beratung Erfahrungen. Sie macht Lifecoaching aus der tiefsitzenden Berufung heraus, anderen wertschätzend bei der Realisierung ihrer Wünsche und Potentiale zu helfen.

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