Coaching Corner 2
Negative Glaubenssätze identifizieren & auf Zukunftstauglichkeit prüfen
von Stefanie Söhnchen
Manche Dinge sind ganz klar für uns: Ich bin faul. Ich kann nicht mit Geld umgehen. Ich bin vergesslich – wenn wir uns beschreiben, verkaufen wir solche Sätze als die Wahrheit über uns. Auch, weil wir das selbst glauben. Doch solche negativen Paradigmen oder Glaubenssätze können ernstzunehmende Stolpersteine sein auf unserem Weg durchs Leben.
Wann immer ich mit meinen Mentees oder auch für mich reflektiere, warum ich nicht weiterweiß, nicht vorankomme oder ich Manches nicht schaffe, ploppt früher oder später ein solcher Satz ins Bewusstsein.
Oft wabert er die ganze Zeit schon leise in den Überlegungen mit, aber er ist uns so vertraut, so akzeptiert, so sehr Kernüberzeugung, dass wir für ihn einfach einen blinden Fleck entwickelt haben.
Diese Sätze können trivial scheinen, oder auch weitreichender sein. Bei mir reichen die Sätze von „Du kannst nicht Autofahren“ bis „Nur, wer etwas leistet ist auch etwas wert“.
Die Folge von der Verinnerlichung solcher Überzeugungen ist dann zum Beispiel Unsicherheit, Verwirrung (denn die erlebte Realität stimmt ja teilweise nicht mit dem Paradigma überein) oder bestimmte wiederkehrende (ungewollte) Verhaltensmuster.
Diese Sätze haben große Macht über unser Leben – sie können an der Wurzel sitzen für wie wir Beziehungen führen, wie wir Entscheidungen treffen, was wir uns trauen und wie wir uns selbst begegnen.
Deshalb kann eine Bewusstwerdung und Auseinandersetzung mit diesen Glaubenssätzen wichtige Knoten zum Platzen bringen und neue, bisher verschlossene Türen aufstoßen.
Wir haben Paradigmen, die alle Lebensbereiche betreffen können
In der Frauen-Finanz-Community von Madam Moneypenny beispielsweise zeigt sich immer wieder, dass negative Glaubenssätze rund um das eigene Verhältnis zu Geld fatale Auswirkungen auf die Finanzplanung haben kann.
„Ich verdiene das nicht“ oder „Wenn es anderen nicht gut geht, darf es mir auch nicht gut gehen“ kann nicht nur im finanziellen Kontext Auswirkungen auf das eigene Handeln haben.
Wahrscheinlich hat jede:r beim Lesen jetzt schon eine Idee, was ein solcher negativer Glaubenssatz für sie / ihn sein kann.
Wer sich aber nicht sicher ist, was solche eigenen Glaubenssätze sein könnten, kann einmal vorsichtig die wichtigen Bezugspersonen aus der Kindheit gedanklich abtasten.
Oft lassen sich Ursprünge für solche Glaubenssätze nämlich genau hierher zurückverfolgen. Ich nenne das „Pattern Patrons“ (Verhaltensmuster-Verantwortliche) finden.
Dabei geht es darum, sich zu erinnern, was bestimmte Personen direkt oder indirekt zu einem gesagt haben / was wir gehört haben.
Worte von anderen können unsere Realität formen
Im Buch „The 4 Agreements“ werden solche Begegnungen als „Black Magic Words“ bezeichnet. Wenn beispielsweise die Mutter zum Kind sagt „Du kannst nicht singen“, kann das Kind das unter Umständen als eine Wahrheit über sich internalisieren – daher sind die Worte wie schwarze Magie.
Sie lassen etwas wahr werden.
Wer nun gedanklich seinen Pattern-Patrons begegnet und einen solchen Satz findet, sollte als nächstes die „Umkehrübung“ angehen.
Dabei geht es darum, den negativen Glaubenssatz radikal ins Gegenteil zu formulieren. Beispielsweise: „Ich kann sehr gut Autofahren.“
Hier ist wichtig, dass jedes einzelne Wort für den / die Glaubenssatz-Inhaber:in genau passt. Daher kann es eine Weile dauern, bis die richtige Formulierung gefunden ist.
Dieser „neue“ Glaubenssatz wird sich zunächst sehr falsch anfühlen – auf gut Deutsch wie Selbstbeschiss. Als wollte man sich selbst veräppeln.
Neue Glaubenssätze brauchen Zeit
Aber genauso wie Worte „Black Magic“ sein können, können sie auch das Gegenteil sein – wer sich gut sichtbar jeden Tag vor Augen hält, dass er / sie nicht faul ist, planiert damit die geistige Autobahn für eine alternative Realitätseinschätzung.
Auch das wird eine Weile dauern – die Trampelpfade des zu verändernden Glaubenssatzes sind ggf. über Jahrzehnte durchmarschiert. Das Umfeld denkt das ggf. über uns, weil wir es allen ständig vorgebetet haben, dass wir so sind, etc. Das muss erst einmal aufgeweicht werden.
Daher ist liebevolle Geduld und ein ständiges „Einfangen“ der eigenen Gedanken gefragt, um stetig in Richtung neuer Glaubenssatz voranzukommen.
Übrigens: all unsere Glaubenssätze sind nichts „Böses“ oder Negatives per se. Meistens wollen sie uns beschützen, uns überlebensfähiger machen in dem Umfeld, das wir als Kinder vorfinden.
Deshalb darf zum einen gern auch betrachtet werden, was der Nutzen der Glaubenssätze für uns ist und sie dürfen auch einfach behalten werden, wenn sie uns weiter nutzen.
Wer aber gedanklich und tatsächlich neue Wege einschlagen will, hat über diese Selbsterforschung einen guten ersten Anhaltspunkt, wo sie / er loslegen kann.
Welcher Glaubenssatz ist bei dir am stärksten ausgeprägt?
Stefanie Söhnchen ist Lifecoach mit Female Empowerment Schwerpunkt und steht seit Jahren ambitionierten Frauen (und Männern) bei Karriere- und Lebensfragen zur Seite. In der „femMit Coaching Corner“ teilt sie einzelne Fragen und Einblicke aus dieser Arbeit.
Stefanie war selbst Mentee in vielen Programmen, hat verschiedene Coaching- und Therapieansätze ausprobiert und ist zusätzlich zertifizierte Yoga-Lehrerin. Aus all diesen Bereichen zieht sie bei ihrer Beratung Erfahrungen. Sie macht Lifecoaching aus der tiefsitzenden Berufung heraus, anderen wertschätzend bei der Realisierung ihrer Wünsche und Potentiale zu helfen.