Roter-Faden-Fragen: Saloua Mohammed

Sozialarbeiterin/-pädagogin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin Technische Hochschule Köln

„BIPoCs* haben nicht das Privileg sich dem Rassismus zu entziehen.
Das prägt die Betroffenen auf so vielen Ebenen, und das muss gesehen werden.“

WER BIST DU UND WAS MACHST DU?

Ich heiße Saloua Mohammed. Ich bin von Hause aus Sozialarbeiterin/-pädagogin (M.A.) und wissen-schaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Hochschule in Köln. Ich forsche zu Ungleichwertig-keitsideologien in der Sozialen Arbeit (Rassismus, Rechtsextremismus, Salafismus), Soziale Arbeit im internationalen Kontext, sowie rassismuskritische und intersektionale politische Bildungsarbeit.

Neben der Forschung bin ich auch praktisch als Sozialarbeiterin beratend und begleitend tätig. Zudem leite ich gemeinsam mit meiner Kollegin Malika Imzouaren das intersektionale und genderspezifische PowerMIND in Bonn-Tannenbusch.

WAS IST DEINE MISSION?

Ich möchte durch meine Forschung und praktische Soziale Arbeit Reflexionsprozesse in Gang bringen. Da, wo ich bin, möchte ich auf die Gefahren und Auswirkungen von rassistischer, rechtsextremer und genderspezifischer Gewalt, sowie auf die Relevanz der Schaffung von safer spaces

und Empowerment-Räume für BIPoCs*, hinweisen. Außerdem möchte ich dazu beitragen, Räume für einen kritisch-reflexiven und ehrlichen Austausch zu schaffen, in denen es gelingt, wahrhaftige solidarische Allianzen und Allyship zu erarbeiten.

WAS BESCHÄFTIGT DICH ZUR ZEIT?

Besonders zentral für mich ist die Betrachtung und Analyse von Diskursen, die in der Gesellschaft, Politik, den Institutionen und im alltäglichen Zusammenleben über rassistische und rechtsextreme Gewalt geführt werden. Die Auswirkungen waren, sind und werden weiterhin schwerwiegend für BIPoCs* sein.

WER ODER WAS HAT DICH IN DEINEM HANDELN GEPRÄGT?

Es gibt Menschen in meinem Leben, die mich sehr geprägt haben. Meine Eltern, insbesondere meine Mutter, spielen hier eine zentrale Rolle. Als marokkanischstämmige Personen amazighisch-arabischer Herkunft und muslimischen Glaubens haben sie als Arbeiter*innen trotz harter Arbeit Diskriminierung, Rassismus und Klassismus in Deutschland erfahren. Dennoch haben sie mir und meinen Geschwistern hier ein Zuhause geschaffen und uns vermittelt: Das Rheinland ist euer Zuhause, diese Gesellschaft die eure, arbeitet hart und bringt euch ein – für eine bessere Gesellschaft.

WAS IST ODER WAR DEIN GRÖSSTES LEARNING?

Dass menschenfeindliche Äußerungen nicht nur Äußerungen sind, sondern Haltungen und zu gewaltvollen Taten werden können.

Dass wir alle nicht davor gefeit sind, rassistische und diskriminierende Aussagen zu reproduzieren, da wir rassistisch sozialisiert wurden in Deutschland.

Dieser Zustand jedoch nicht bedeutet, dass die Betroffenheit von rassistischer Gewalt gleich ist. BIPoCs* haben nicht das Privileg sich dem Rassismus zu entziehen. Das prägt die Betroffenen auf so vielen Ebenen, und das muss gesehen werden.

WAS WÜNSCHT DU DIR FÜR DIE ZUKUNFT?

Eine Gesellschaft, die sich dazu bekennt, dass rassistische Gewalt ein tödliches Problem ist, das gemeinsam angegangen werden muss und das auf allen Ebenen. Dass wenn Betroffene sagen: „Bitte sag das nicht. Es verletzt mich. Es lässt Wunden aufreißen“, nicht gesagt wird: „Man darf ja wohl noch sagen dürfen. Nieder mit der Dethematisierung!“, sondern: „Ich achte meinen Mitmenschen und respektiere diesen in seiner unantastbaren Würde.“

Vielen Dank.

Dies Rubrik „Roter-Faden-Fragen“ hat zum Ziel Frauen* sichtbar zu machen, sie zu stärken und für Vernetzung zu sorgen.

Foto: privat

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