Was macht eigentlich…
…eine Botschafterin.
In dieser neuen Serie möchten wir tolle und spannende Frauen zeigen und deren Berufe vorstellen. Den Auftakt mach die britische Botschafterin in Deutschland Jill Gallard. Zuvor war sie als Botschafterin in Portugal und Tschechien tätig. Jill Gillard rief in diesem Jahr ein neues Projekt ins Leben, das es jungen Frauen ermöglicht, den Beruf der Botschafterin für einen Tag zu erleben.
Was ist Ihr Job?
Ich bin britische Botschafterin in Deutschland.
Was sind Ihre konkreten Aufgaben?
Sie sind wirklich sehr unterschiedlich. Die Themen, mit denen ich mich befasse, reichen von den großen globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel, über die Förderung von Freiheit und Demokratie, den Ausbau der Sicherheit unserer Länder bis hin zur Förderung der globalen Handelsbeziehungen und Investitionen im Vereinigten Königreich. Und zu meinen Aufgaben gehört es auch, britischen Staatsangehörigen in Deutschland Hilfe zu leisten. Ich verbringe viel Zeit damit, mit Politikern, Wirtschaftsvertretern und anderen Leuten darüber zu sprechen, wie wir die Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern stärken können. Ich habe vor Kurzem den Wettbewerb ‚Ambassador for a Day‘ ausgeschrieben, der sich an junge Frauen in Deutschland richtet, die sich für internationale Themen interessieren. Mädchen und Frauen sind wichtige Weichenstellerinnen für eine gerechtere und nachhaltigere Welt. Wie wir alle wissen, sind Frauen weltweit auf allen Ebenen der Entscheidungsfindung unterrepräsentiert, deshalb bin ich stolz darauf, junge Frauen zu ermutigen, Führungspositionen anzustreben und sich für Veränderungen einzusetzen.
Ein Nine-to-Five-Job oder welche Freiheiten haben Sie?
Botschafterin ist sicher kein Nine-to-Five-Job! Als Botschafterin wird man in der Regel in Hauptstädte entsandt, aber ich würde meinen Job nicht gut machen, wenn ich nicht auch einmal Berlin verlassen würde. Gerade in einem föderalen Staat wie Deutschland sind Reisen in die verschiedenen Bundesländer mit ihren teils unterschiedlichen Interessenlagen wichtig. Und auch die großen Investoren im Vereinigten Königreich, wie BMW, Bosch, Bayer und RWE, sind ja auf die ganze Bundesrepublik verteilt. Aber ein typischer Tag in Berlin könnte zum Beispiel mit einem Medienfrühstück beginnen und mit einem Empfang für Bundestagsabgeordnete in der Botschaft enden.
Welche Voraussetzungen braucht es, um diesen Job zu machen?
Für einen Job wie diesen sollte man Interesse an Menschen und der Welt haben. Sprachen waren in meiner Karriere auch sehr wichtig. Ich habe Französisch und Spanisch auf der Universität studiert, aber später noch Tschechisch, Portugiesisch und jetzt Deutsch gelernt. Sprachen spielen eine so wichtige Rolle, um kulturelle Vielfalt zu erhalten, deshalb freut es mich sehr, dieses Interview auf Deutsch zu führen!
Was macht Ihnen am meisten Spaß?
Kein Tag ist wie der andere, genau wie kein Land wie das andere ist, und diese Vielfalt und Unvorhersehbarkeit ist genau das, was mich zum diplomatischen Dienst gebracht hat. Ich liebe es, in verschiedenen Ländern leben und arbeiten zu dürfen, ihre Kultur und ihre Sicht auf die Welt kennenzulernen. Und die Arbeit ist wirklich abwechslungsreich, sie reicht von Besuchen des Prinzen von Wales und der Herzogin von Cornwall bis hin zu Briefings zum Iran-Nuklear-Vertrag mit unseren Partnern Deutschland und Frankreich. Ich treffe gern Menschen aller Altersgruppen und unterschiedlicher Herkunft. Ich kann es gar nicht erwarten, unsere ‘Ambassador for a Day’ – Gewinnerinnen nächstes Jahr in Berlin zu empfangen!
Was sind die größten Herausforderungen?
Pläne können sich sehr schnell ändern, das konnten wir auch während der Coronapandemie beobachten. Es ist überaus wichtig, flexibel zu bleiben, wenn sich Prioritäten ändern und manche Dinge eilig erledigt werden müssen. Als Botschafterin sollte man das Unerwartete erwarten! Das kann ungeheuer befriedigend sein – und spannend! Eine Herausforderung ist es aber auch, nicht jede Einladung annehmen zu können, weil der Tag einfach nicht genug Stunden hat. –
Hinweis: femMit unterstützt das Projekt „Ambassador for a Day“ im Rahmen einer Medienpartnerschaft. Alle Infos dazu unter: www.ambassadorforaday.de
Foto: ©Bartelsen/impresspictures