Wege aus der Rosa-Hellblau-Falle

Fünf Tipps von Almut Schnerring, um ­Kindern Wahlfreiheit, jenseits von stereotypen Rollenvorbildern, zu ermöglichen:

1. Erinnere Dich an früher 

Wie ging es dir als Kind, als dir Wünsche abgeschlagen wurden aufgrund Deines Geschlechts? Durftest Du spielen, womit Du wolltest, bekamst Du geschenkt, was Du Dir gewünscht hast, wie wurde Deine Ausbildungs-/Berufswahl kommentiert? „An der ist ein Junge verloren gegangen“ oder „In dem Punkt ist er ja eher wie ein Mädchen“ sind Kommentare, die viele in den 1960er Jahren verorten würden, tatsächlich bekommen sie aber nach wie vor viele Kinder so und ähnlich zu hören.

2. Trenne die Welt nicht in zwei, sondern biete alle Möglichkeiten an 

Erwachsene sortieren das, was sie Kindern anbieten, oft schon vor. Manchmal von Kommentaren begleitet wie „nicht so passend für Jungs“, „gefällt den meisten Mädchen“ oder „eher untypisch“, manchmal nur mit entsprechender Mimik, und meistens unbewusst. Kinder dagegen nehmen sehr schnell wahr, was sich die Erzieherin, die Lehrkraft oder ihr Umfeld unter einem „echten Mädchen“ und einem „typischen Jungen“ vorstellt. Und da Kinder „richtig“ sein und dazugehören wollen, stellen sie ihre individuellen Vorlieben öfter zurück und richten sich nach dem, was Werbung, Medien, und eben auch Erwachsene in ihrem Umfeld als „normal“ vermitteln. Kinder haben mehr Wahlfreiheit, wenn sie mit Menschen zu tun haben, die ihre eigenen, unbewussten Zuschreibungen reflektiert haben.

3. Würde es andersherum auch funktionieren?

Prüfe Deine Komplimente, Urteile, Geschenke und Entscheidungen hinsichtlich ihrer geschlechtlichen Zuordnung. Würdest Du dasselbe Kompliment auch einem Jungen machen? Würdest Du denselben Tipp auch einem Mädchen geben? Wenn nicht, woran mag das liegen? Finde eine Alternative, die ohne Rosa-Hellblau-
Falle und klischeehafte Erwartungen auskommt.

4. Vermeide gegendertes Spielzeug und klischeehafte Kinderbücher und Medien 

Ob in Büchern, Filmen, Liedern oder Computerspielen – Kinder werden darin mit Rollenbildern konfrontiert und mit Botschaften darüber, was Jungen angeblich gern mögen oder Mädchen anscheinend interessiert. Diese Bilder prägen und wirken limitierend. Es lohnt sich, bei der Wahl von Büchern und Spielzeug, Serien und Filmen auf klischeefreie, diverse Darstellungen zu achten. Beim Vorlesen kann man sich behelfen, indem man Namen, Pronomen und beschreibende Adjektive der dargestellten Figuren vertauscht.

5. Hinterfrage Vorurteile und diskutiere sie mit Kindern 

Nicht immer ist der Moment passend für lange Diskussionen, für Kritik oder Erklärungen. Aber tritt vor allem dann für Toleranz und Vielfalt ein, wenn ein Kind zuhört, und besprecht im Anschluss, was ihr erlebt habt. Lasse Kommentare anderer nicht stehen, und stelle Rückfragen, wenn sie laut darüber befinden, was eine „Mädchenfarbe“ sei, was Jungs angeblich besser können, welche Haarlänge, Kleidung, Interessen, Studienfächer oder Berufe für wen besser geeignet seien. „Warum sagst Du das?“, „Was befürchtest Du?“, „Ich sehe das anders!“ genügt oft schon und bewirkt manchmal mehr als ein ausführliches, argumentatives Statement.

Almut Schnerring ist Autorin, Trainerin und Initiatorin des Aktionstags „Equal Care Day“. Mehr Tipps zur Rosa-Hellblau-Falle® auf ihrem gleichnamigen Blog unter: rosa-hellblau-falle.de
Mit dem Team von klische*esc e.V. verleiht sie jährlich den  „Goldenen Zaunpfahl“. Ein Negativpreis für absurdes Gendermarketing. Mehr dazu unter: www.goldener-zaunpfahl.de

Hinweis: Dieser Text erschien erstmals im femMit-Magazin 1/2021

Foto: Oliver Kepka

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