„Herzlich, klug und genau richtig wütend“


von Wiebe Bökemeier

Aileen Puhlmann ist Vorständin von Lemonaid & ChariTea e. V., ein Vereins, der eine machtkritische Auseinandersetzung in der Entwicklungszusammenarbeit unterstützt. Und sie thematisiert öffentlich Diversitätsproblematiken und die Realitäten ­alleinerziehender Mütter und Schwarzer Menschen. 

Ganz gleich, ob Aileen Puhlmann lachend den Mittelfinger in die Kamera hält oder die Frage „Soll ich mit meinen Kindern über Rassismus sprechen?“ stellt, ihre Posts auf Social Media sind Einladungen zum Dialog. Damit fordert die 41-Jährige die Öffentlichkeit – ja, manchmal auch heraus. Als Moderatorin und Speakerin, in Podcasts, Panels oder in der Presse nimmt sie kein Blatt vor den Mund. Diplomatisches Lavieren? Dafür hat sie keine Zeit – und keine Lust. 

Die Tochter einer Deutschen und eines Ghanaers wuchs in einer Hochhaussiedlung in Hamburg auf, war Pfadfinderin, studierte Entwicklungspolitik mit Afrika-Fokus und lebte sieben Jahre in Südafrika. Mittlerweile wohnt die Alleinerziehende mit ihrer 9-jährigen Tochter auf St. Pauli und ist Vorständin bei der gemeinnützigen Organisation Lemonaid & ChariTea e. V., die sich über den Getränkeverkauf finanziert. Mit ihrer Arbeit will sie die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Strukturen im Globalen Süden nachhaltig verbessern. Mit dem Ziel, jedem Menschen den Zugang zu unabhängigen und nachhaltigen Lebensgrundlagen zu ermöglichen. 

„Sieht sie Missstände, nimmt Anfeindungen wahr, spürt Unwissenheit, ob im eigenen Viertel oder im Netz, wird sie aktiv.“

Kommt sie vom Job nach Hause, macht das Engagement der leidenschaftlichen Basketballerin keineswegs Feierabend. Sieht sie Missstände, nimmt Anfeindungen wahr, spürt Unwissenheit, ob im eigenen Viertel oder im Netz, wird sie aktiv. So gründete die 41-Jährige beispielsweise die Initiative „Community Kids“, weil ihr im Norden ein Safe Space für Schwarze Kinder und Eltern fehlte.

Auf Instagram empfiehlt sie antirassistische Literatur und spricht offen über „Alleinerziehende Mutterschaft“ oder „Alltags upfuck allgemein“. Als Gegenleistung erwartet sie Reflextion. Im besten Falle folgt Interaktion und Diskussion. So bat sie kürzlich auf Social Media darum, den Satz „Aileen ist/macht/sagt …“ zu vervollständigen. Die Antworten lauteten: „Aileen schüttelt deine Bequemlichkeit im Denken und Handeln durch“; „Aileen ist herzlich, klug und genau richtig wütend genug in den wichtigen Momenten“. Das trifft’s. —

Foto: Sharan Estone

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