Roter-Faden-Fragen: Karima Benbrahim
Erziehungswissenschaftlerin und Konflikt-Mediatorinn
Podcast: „Maghreb Diaspora Talk“
WER BIST DU UND WAS MACHST DU?
Ich heiße Karima Benbrahim bin Erziehungswissenschaftlerin und Konflikt Mediatorin. Ich bin Leiterin des Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit in NRW, forsche und publiziere zu Rassismus(kritik) und Intersektionalität, Rechtsextremismus, Empowerment- und Communityarbeit in der politischen Bildung. Ich gründete den ersten diskriminierungsfreien BIPoC Coworking und Community Space2share in Düsseldorf. Ich bin Vorsitzende von Zukunft Plus und gründete die Initiative Maghreb Diaspora Connection aus amazighisch-Schwarz-muslimischer Perspektive. In meinem Podcast Maghreb Diaspora Talk, spreche ich mit Fatima-Remli über deutsch-marokkanische Themen.
WAS IST DEINE MISSION?
Meine Mission ist diese rassistischen und diskriminierenden Verhältnisse in der Gesellschaft zu verändern. Ich weiß, dass die Mehrheit der Menschen die rassistischen, klassistischen und sexistischen Erfahrungen, die ich seit meiner Kindheit erlebe nicht nachempfinden können. Deshalb informiere ich über Rassismen sensibilisiere und empower Betroffene. Empowermentarbeit ist für mich sehr wichtig, weil Betroffene ihren geschützten Raum haben um ihre Erfahrungen zu verarbeiten, Kraft zu tanken und Widerstandsperspektiven zu erleben.
WAS BESCHÄFTIGT DICH ZUR ZEIT?
Mich beschäftigt besonders der Rechtsruck in Deutschland und Europa. Die rechte und rassistische Normalisierung hat längst stattgefunden, so dass die AfD als nicht rechtsextrem geframed wird.
Die Erstarkung von rechts hat direkte Konsequenzen für BIPoCs und rassifizierte Communites. Sie fühlen sich nicht sicher im eigenen Land und erfahren kaum Solidarität. Wir haben im Bezug auf BIPoCs einen Empathie Gap, so dass solidarische Bündnisse und Allies notwendig sind, um die rassistische Gewaltverhältnisse zu verändern.
WER ODER WAS HAT DICH IN DEINEM HANDELN GEPRÄGT?
In meinem Handeln haben mich meine Familie und meine eigenen Erfahrungen sehr geprägt. Viele Türen sind mir verschlossen geblieben als migrantisches Arbeiter*innen-kind, als cis-Frau, Schwarz-muslimisch und amazighisch, aber ich habe gekämpft und vieles geschafft. Ich habe mein ganzes Leben lang Mehrfachdiskriminierung erlebt, es hat mich stark gemacht, aber es kann Menschen brechen, daher brauchen wir geschütztere Empowerment-Räume zur Ermutigung, Selbstliebe und Fürsorge.
WAS IST ODER WAR DEIN GRÖSSTES LEARNING?
Ich habe gelernt und erlebt, dass sich der Kampf um Gerechtigkeit und eine rassismusfreiere Gesellschaft lohnt. Seit 20 Jahren gebe ich Workshops, Vorträge und Trainings zur rassismuskritischen Bildungsarbeit und kann sagen, dass sich durch Selbstreflexion und permanente Auseinandersetzung die Haltung und das Mindset verändern kann, aber es braucht den Willen und die Konfrontation mit dem eigenen rassistischen Anteil in einem Selbst. Mein learning als Zitat: ‚Wenn du nicht weißt wer du bist, weißt du nicht wohin du gehst.‘
WAS WÜNSCHT DU DIR FÜR DIE ZUKUNFT?
Ich wünsche mir, dass die Zukunft besser aussieht als meine Vergangenheit. Rassismus trifft nicht alle, aber betrifft ALLE in der Gesellschaft. Ich möchte, dass wir eine queer-feministische, klassismus-, rassismusfreiere und solidarische Gesellschaft schaffen, in der BIPOCs sicher und frei sein können. Das beinhaltet die eigene Haltung und das Selbstverständnis permenent zu reflektieren und zu verändern, um genau dieses Gesellschaftsbild zu transportieren. ‚Critically intervene in a way that challenges and changes‘ (Bell Hooks).
Vielen Dank.
Dies Rubrik „Roter-Faden-Fragen“ hat zum Ziel Frauen* sichtbar zu machen, sie zu stärken und für Vernetzung zu sorgen.
Foto: Mevlüde Genc