Firmeninterne Netzwerke: „Diversität in Netzwerken ist unabdingbar, um möglichen Filterblasen zu entgehen.“


Ein Gastbeitrag von Sabine Schaar, Regional Vice President Sales und Mitglied der Geschäftsleitung bei Equinix in Deutschland.



Die Tech- und IT-Branche hält die spannendsten Herausforderungen und Aufgaben unserer Zeit bereit. Wo sonst ist es möglich, technologische Veränderungen mitzugestalten, die Menschen, Kulturen und Unternehmen miteinander verbinden? Zugleich handelt es sich aber auch um die Branche mit einem der stärksten Geschlechtergefälle. Noch immer haben junge Frauen es schwerer als in einigen anderen Branchen, sich Akzeptanz zu erarbeiten. Laut des aktuellen Gleichstellungsberichts der Bundesregierung ist die Digitalbranche in Deutschland immer noch überwiegend männlich – nur 16 Prozent aller Beschäftigten in dem Bereich sind weiblich. 

Einer der Gründe dafür sind fehlende Vorbilder. Wir brauchen mehr weibliche Führungskräfte und Frauen, die selbstbewusst ihren Platz im Unternehmen einnehmen. Auch als ich mit Mitte zwanzig meine erste Führungsrolle in der IT-Branche angetreten bin, hatte ich wenige weibliche Vorbilder. Das ist einer der Gründe, warum Mentoring- und Netzwerkprogramme in Unternehmen unheimlich wichtig sind – sowohl für Mitarbeitende, als auch für das Unternehmen selbst. Netzwerke bieten eine transparente und offene Plattform, um sich gegenseitig zu unterstützen sowie Erfahrungen und Wissen auszutauschen. Gleichzeitig bilden sie wichtige Brücken innerhalb des Unternehmens. Sie gewähren Zugang zu größeren Projekten und ermöglichen es, fachliches Feedback zu spiegeln: Hat man die richtige Strategie und die richtigen Ansprechpartner:innen definiert, die richtige Partnerwahl getroffen, wenn es um die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen geht? 

Meine persönliche Erfahrung zeigt jedoch, dass Männer sich häufiger mit männlichen Kollegen vernetzen. Frauen dagegen netzwerken zu wenig – und zu ungern.

Sabine Schaar, Equinix Deutschland

Natürlich sind Netzwerke in erster Linie geschlechtsneutral, denn sie sind für alle wichtig, nicht nur für Frauen. Diversität in Netzwerken ist unabdingbar, um möglichen Filterblasen zu entgehen. Meine persönliche Erfahrung zeigt jedoch, dass Männer sich häufiger mit männlichen Kollegen vernetzen. Frauen dagegen netzwerken zu wenig – und zu ungern. Gerade im Tech-Bereich sind Frauen anfangs eher Alleinkämpferinnen. Sie sind so damit beschäftigt, sich zu integrieren, im Unternehmen Fuß zu fassen und ihre Rolle in einem oftmals tradierten Umfeld zu finden, dass das Engagement in Netzwerken zu kurz kommt. Hinzu kommt, dass sie in den vorhandenen Netzwerken nicht genug Gleichgesinnte finden, zu wenige andere Frauen in Führungspositionen – ein Teufelskreis. 

Deswegen hat Equinix, ein Unternehmen für digitale Infrastruktur, vor zehn Jahren beispielsweise das „Equinix Women Leadership Network“ ins Leben gerufen – eine Plattform für Frauen, in der sie Erfahrungen austauschen, Führungsqualitäten ausbauen und neue Techniken zum Umgang mit Vorurteilen anwenden können. Wir diskutieren in dem Netzwerk regelmäßig, welche Rahmenbedingungen Unternehmen schaffen müssen, um Frauen als Arbeitnehmer:innen zu gewinnen und sie in Führungspositionen zu bringen. 

Interne Netzwerke sind somit für Führungskräfte wesentlich, um den eigenen Führungsstil zu definieren und sich intern Akzeptanz zu erarbeiten. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen: Netzwerke sind unverzichtbar, um als Führungskraft erfolgreicher zu werden und die nächste Generation der Leadership-Kultur neu zu definieren und mitzugestalten. 

Netzwerke gehen über den Nutzen für das eigene Unternehmen hinaus und geben Mitarbeitenden die Möglichkeit, einen aktiven gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.

Sabine Schaar, Equinix Deutschland

Vielfalt bedeutet aber nicht nur verschiedene Gender-Perspektiven, sondern auch unterschiedliche soziale und kulturelle Hintergründe. Bei Equinix setzen wir uns für eine Vielzahl von Diversity-Initiativen ein – dazu gehören Communitys wie LGBTQ+, People of Color, Mitarbeiter:innen mit militärischer Bindung oder Kolleg:innen mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Sehr positiv werden aber auch Netzwerke mit gemeinnützigen Aktivitäten bewertet. 

Bei Equinix haben wir mit unserem globalen „Impact“-Netzwerk, das zum Beispiel Müllsammeln in der Nachbarschaft oder auch das Sammeln von (Sach-)Spenden umfasst, im Jahr 2020 über 9.300 Stunden gemeinnützige Arbeit bei 1.700 Non-Profit-Organisationen geleistet und 2,8 Millionen US-Dollar gespendet. Das zeigt, dass Netzwerke über den Nutzen für das eigene Unternehmen hinausgehen und Mitarbeitenden die Möglichkeit geben, einen aktiven gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.

Alles in allem gilt: Unternehmen, besonders in Tech und IT, täten gut daran, firmeninterne Netzwerkprogramme zu fördern. Für diversere Expertise und Perspektiven, langfristige Talententwicklung, und nicht zuletzt für eine chancengleiche digitalisierte Zukunft. —

Dieser Beitrag erschien erstmals in femMit-Magazin Ausgabe 4.

Foto: Astrid Köhler

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